Keine Zeit für Ehefrau und Kinder

Keine Zeit für Ehefrau und Kinder?

Keine Zeit für die Familie zu haben ist bei mir ein tief subjektives, irrationales Gefühl. Tatsächlich hat der Tag ja 24 h und Kontaktzeiten sind ja durchaus vorhanden. Wir essen als Familie 2 mal täglich zusammen, ich komme meist um 17.00 Uhr nach Hause und nehme mir nur 2 Abendtermine pro Woche vor. Da ist im Vergleich zu anderen Männern unglaublich gut. Das subjektive Empfinden muss also auf einer anderen Ebene liegen. In Wirklichkeit nutze ich diesen Satz um mich für vieles zu entschuldigen.

 

– Mir fällt oft nichts ein, was ich reden kann. Ich ergreife aus Bequemlichkeit bei Tisch das Wort nicht und überlasse meiner Frau die Kommunikation mit den Kindern, die das klasse macht

 

– Ich meide zunehmend den Kontakt zur Familie – aus schlechtem Gewissen gegenüber meiner Arbeit, die ich als Lehrer einer Fachschule für Technik immer noch abends tun könnte – was es noch zu tun gibt ist wie ein Gegenpol, der mich warnt, mich tiefer einzulassen

 

 

Außer Haus also bin ich wie eine sprudelnde Wörterquelle, kann mit jedem schäkern und hinter der Haustüre gebe ich dann zuhause ein ziemlich passives Bild eines wortkargen Mannes ab, der wenig Initiative in Beziehung zeigt. Dabei mag ich jeden in der Familie, ich rede eigentlich gerne und bei anderen Männern fällt mir schnell was ein, aber wenn meine Frau dabei ist, ist das anders. – hat meine Frau den Gesprächsanteil zuhause gepachtet?- Kommen meinen Männerthemen gar nicht in den Gesprächen vor?- Entdecke ich bei meinen Söhnen auch schon diese Haltung: Tischgespräche führen die Frauen? Oh backe, was läuft da falsch?

 

 

Da muss ich meinem verzagtem Männerherzen bewusst mit Tricks helfen.

 

Männer können Nähe zu Kindern in minutenschnelle herstellen, sagt man. Aber

 

irgendiwe scheint diese Fähigkeit sofort zu entschwinden, wenn meine Frau in der Gegend ist. Also:- Ich ermutig sie, uns ab und zu alleine zu lassen und sie geht bummeln oder zu einer Freundin und siehe – nun führe ich die Tischgespräche. Klar, ich bin ja regelrecht gezwungen“ dazu und siehe da – es klappt!- Ich mache abends die Runde, sehe mal, was sie in ihren Zimmer machen. Man sieht, Männerliebe muss fast überflüssig im Sinne von beiläufig erscheinen, um anzukommen. Das ist unsere Art.

 

 

– Ich schlendere also mal an den 5 Kinderzimmern vorbei und halte einen klitzekleinen Schwatz – so wie im Büro eben!

– Ich überwinde mich und erzähle unserem Kleinsten eine gute Nachtgeschichte; wieder jammert mein Inneres, du solltest noch was für die Schule machen aber ich versuch es zum Schweigen zu bringen und richte diesem meinem Herzen aus: Später!

– Ich wecke sie morgens auf durch ein „Eindringen“ in ihr Zimmer, bei meinen Großen ist dies schon fast Hofverrat, Achtung Bildschirme aus, Vater schleicht im Haus herum!

Dem berufstätigen Mann scheint sein Haus oft so, als würde es nur der Frau gehören. Mir gehören in unserem 230m² Riesenhaus eigentlich nur 2 m², sagt jüngst ein Freund von mir. Mein Bett mit 1,95m auf 0.90m und der Fußabsteifer davor. Andere Freunde von mir sagen, es gehöre ihnen zumindest noch der Keller und die kalte Garage, den beheizbaren Rest des Hauses habe die Frau in vollen Besitz genommen – ein echtes Problem im Winter, wenn man nicht in die Werkstatt kann.

Im Herrschaftsterritorium der Frau fühlen sie sich wie Mieter oder ab und zu mal als Handwerker, der was reparieren muss. Lass´ ich was gezielt herumliegen, gibt ´s ´nen Anpfiff, lege ich was raus, ist binnen Minuten wieder weg, sieht ´s nach Müll aus, muss ich es im Mülleiner suchen. Klar – meine Mutter sagte auch immer, ich sei ein Schlamper, aber hab ich mich denn wirklich die letzten 50 Jahre gar nicht gebessert? Wäre wirklich alles totale Anarchie, wenn ich den Laden schmeißen müsste? Also muss ich zusammen mit den Millionen meiner Geschlechtsvertreter lernen, mich in feindlichem Terrain einigermaßen sicher und unauffällig zu benehmen .. oder mir Anteile zurückzuerobern. Und das übrigens aus eigenem Interesse – als Mann fühle ich mich als Untermieter meiner Frau viel zu unwohl, das erinnert mich sonst viel zu sehr an Muttern … und da wollte ich irgendwann ´raus.Offensichtlich nagen an diesem Symptom viele passive Männer: Sie wollen ´raus auf´s Fußballfeld, wo sie sein können wie sie sein wollen, laut, nicht ganz so anständig und ein bisschen aggressiv (bei Mama mus man nämlich immer brav und liebenswert sein, sonst ist man gleich gemeinschaftsunfähig. Oder es zieht sie ´raus aus dem Haus zum Stammtisch, wo man so richtig nach Männerherzenslust loschimpfen kann – auch das war bei Muttern und manch´ einer ihrer Nachfolgerinnen das gleiche. Mich zieht es dann in die christliche Männerarbeit aber das ist natürlich auch nicht gerade das edelste Motiv. Jedenfalls nicht reine Nächstenliebe, sondern Selbstliebe oder sagen wir „Selbstschutz“.

Mutig Beziehung zu leben im Angesicht“ meiner Freundin „und gleichsam manchmal meiner Feindin“ ist nun meine Devise. Ja, ich bringe immer Unruhe und Unordnung in ihr Königreich, das auch ihr manchmal wie ein goldener Käfig anmutet. Dabei – das muss ich sagen – ich bin ich ja sehr dankbar für die gute Ordnung zuhause. Meine Kinder sagen schon Google zu meiner Frau – sie findet nämlich wirklich alles in Minutenschnelle, wo ich stundenlang verzweifelt gesucht hätte. Sie hat gut 20 Zugriffe in 0,3 Sekunden, ich nur 1 in 60 Minuten. Anderseits finde ich im Beruf in meinem Büro außerhaus das Meiste meist ebenso in Sekundenschnelle – also hab´ ich ihr zuhause innerlich zu viel Boden überlassen und den … will ich mir nun zurückerobern und dazu muss ich mich ermannen! Ich fasse zusammen:- Es ist meine Schuld, wenn ich alles zuhause ihr überlassen, wenn sie es an sich reist, damit es in Ordnung ist, tut sie recht daran (und leidet darunter)- Ich muss einen Teil meiner Fokussierung auf die Kinder und das Haus richten, wenn´s ich schleifen lasse, wird mir mein Königreich genommen.