3. Wenn Muttern mir ins Gewissen redet!

Seminar 1 Thema 3

3. Abend: 

Wenn Muttern mir ins Gewissen redet! 
Entmutterung nötig?

THEORIETEIL:

(unter Mitwirkung von Peter Speiser – Physiotherapeut, Heilpraktiker und Vater)

1. Geschichtlicher Rückblick
2. Der Ödipuskomplex
3. Das Muttersöhnchen Problem
4. Die Mutterfessel anschauen
5. Das männliche Gegengewicht erhöhen

1. Geschichtlicher Rückblick

Bislang ist wenig über Verletzungen der Mütter gegenüber ihren Kindern geschrieben worden. 
Erst die Frauenbewegung, welche auf der Suche nach der männlichen Seite ist, hat es möglich gemacht, dass wir Männer uns darüber Gedanken machen und gemacht haben.
Erste Bücher über das Thema Mutterwunden gab es bereits seit Mitte der 80-er Jahre. Ab den 90-er Jahren wurde mehr darüber diskutiert und geschrieben.

–    Was geschieht mit einem Jungen, wenn er zu sehr von der Mutter geliebt wird?
–    Was geschieht mit einem Mädchen wenn es zu sehr von seiner Mutter geliebt wird?
–    Wie handelt eine Mutter, wenn sie keinen Bezug mehr zu ihrem Mann/ Lebensgefährte/ Freund hat?
–    Was erfolgt, wenn der Vater dominant und die Mutter unterlegen ist mit dem Sohn/ der Tochter?
–    Was passiert im umgekehrten Sinne, wenn der Vater schwach ist und die Mutter stark?
–    Wie erzieht eine allein erziehende Mutter?

Ungefähr 80% der Erziehung von Söhnen liegt in der Hand der Frau.
Dies reicht vom Kindergarten bis hin zur Schule.
Dieser Zeitraum macht in etwa 1/4 des gesamten Lebens eines Mannes aus.

Die Mutter – Sohn Verstrickung stellt keine zufällige Randerscheinung dar, sondern entwickelte sich aus der Geschichte der vergangenen 3 Jahrhunderte. 
Im Mittelalter, bis zur ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war die Rollenaufteilung beider Geschlechter neutral.

Das Kind wurde in eine Großfamilie hineingeboren. Es gab damals viele Mitglieder in der Familie, auch oft Knechte und Mägde, Großeltern, Onkel und Tanten.
Viele Mitglieder in der Familie waren für die Erziehung der Kinder verantwortlich, so dass die Mutter den hauswirtschaftlichen Pflichten gerecht werden konnte.
Kindeserziehung war nicht nur die Aufgabe der Mütter. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts veränderte sich die familiäre Struktur grundlegend.
Der Mann verliert seine Identität in der „Fabrik“, ebenso wie zu Hause.
Der Kapitalismus hält Einzug. Es wurden viele Männer gebraucht für die Produktion in den Fabriken und/oder mussten den Kriegsdienst ableisten.
Die bezahlten Ammen wurden weniger, die Stadtfrau übernahm nun selbst die „Aufzucht“ ihrer Kinder.
Die Mutterliebe wurde als neuer Wert entdeckt, wodurch die Mutterrolle einen neuen, mystischen Aspekt erhält.
Sie wird jetzt gerne mit einer Heiligen beziehungsweise der Jungfrau Maria verglichen.   

Die Funktion des Vaters in der Familienkonstellation gelangt in den Hintergrund – der Vater zieht sich zurück.
Er wird zum Ernährer der Familie degradiert.
Der Staat erhält die Autorität im 19. Jahrhundert und überwacht und kontrolliert die elterlichen Funktionen. 
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass in den vergangenen 3 Jahrhunderten der Frau eine Rolle zugeordnet wurde, deren wesentlichen Aspekte gekennzeichnet sind aus:

–    der Mann kann sich zu Hause regenerieren,
–    die Arbeit der Frau ist der Aufzucht der Kinder gewidmet,
–    sie hat den Haushalt mit allen Funktionen.

Sie stellt ihre eigenen Bedürfnisse zurück und opfert sich als Mutter für die Kinder auf.
In der Rolle des „Aufopfern’s, ist der Missbrauch schon angelegt. 
Das Kind ist ja nun auch der Nutznießer des Opfers. Dem Kind wird nun auch ein Opfer abverlangt, insbesondere vom Sohn, da ihr ja der Mann die Rolle der Hausfrau und Mutter aufgedrängt hat und nun der Nutznießer davon ist.
Die Frau ist nun in einer Machtposition, welche sie nicht so schnell wieder aufgeben möchte.
„Doch die gewünschte Gleichstellung mit dem Mann ist an dieser Stelle noch nicht eingetreten: ein gravierendes Hindernis für eine Gleichstellung in der Erziehung zwischen Mann und Frau liegt in der Inflexibilität der Wirtschaft, sich auf Teilzeitarbeit einzulassen.“
Karl Haag: „Wenn Mütter zu sehr Lieben“, 1.Auflage, Stuttgart 2006.

2. Der Ödipuskomplex

Der Ödipuskomplex ist in der Psychoanalyse von S.Freuds, die frühkindliche Liebe des Knaben zur Mutter und des Mädchens zum Vater.
Der gleichgeschlechtliche Elternteil erscheint als Rivale, der die Neigung mit Kastration zu bestrafen droht. Aus nicht bewältigten ödipalen Konflikten können verschiedene neurotische Symptome erwachsen.
Freud war wohl selbst „Opfer“, da seine junge hübsche Mutter einen sehr viel älteren Mann geheiratet hatte.
Die Mutter fand nun wiederum in ihrem Sohn Befriedigung, indem sie ihn vergöttert hat und somit dem jungen Sigmund sicherlich Probleme bereitet hat.
Die von der Mutter als sexuelle Objekte benutzten Söhne rächen sich später an den Frauen – an ihren Ehefrauen und an anderen Frauen – in dem sie sie auf Distanz halten, sie unterdrücken und zum Objekt machen.
So entsteht ein Teufelskreis, welcher von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Die Frau wurde von ihrem Mann auf Distanz gehalten und bindet sich deshalb an ihren Sohn.
Dieser wiederum lernt seine spätere Frau ebenfalls auf Distanz zu halten.

Der Sexuelle Missbrauch und die Verstrickung von Vätern an leibeigenen Töchtern beträgt etwa 2 – 3%. Der Prozentsatz des sexuellen Missbrauches der Mütter an den Söhnen ist unbekannt.
Der Sohn ist von der Mutter ein sexueller Partner als auch ein Partnerersatz. Verführung des Sohnes, durch streicheln der Genitalien, Küssen, Liebkosen, eincremen etc..
Auch Vorhautverengungen des Penis werden oft zum Anlass genommen, um den Sohn zu berühren. Die Tochter bleibt dabei verschont – sie ist nicht das Objekt der Mutter – wenn ein Sohn vorhanden ist.
Karl Haag: „Wenn Mütter zu sehr Lieben“, 1.Auflage, Stuttgart 2006. 

Die Frauen haben selbst erkannt worunter sie leiden. Sie haben Schuld auf sich geladen – haben sie aber auch die Macht der Veränderung.

Fallbeispiel 1: Mutter-Sohn-Symbiose

Der Sohn wurde in einer Ehe als Partnerersatz aus-erkoren, da die Ehepaarbeziehung nicht mehr stimmt.
Der Vater reagiert eifersüchtig auf den kleinen 6-jährigen Sohn. Dieser wiederum stellt sich vor die Mutter, verteidigt seine Partnerbeziehung mit der Mutter vor dem Vater, er kann dieser Rolle aber niemals gerecht werden.
Das Kind wird zum Bollwerk zwischen der Mutter und dem Vater.  Der Vater zieht sich noch mehr zurück oder wird handgreiflich.
Der Sohn lernt schnell, dass es seiner Mutter gefällt, wenn er ihr Streicheleinheiten entgegenbringt, sie küßt oder ihr schöne Dinge wie selbst gepflückte Blumen schenkt.
Der Kreis ist geschlossen.
Der Sohn rächt sich später an den Frauen, warum dies so ist, lernt er erst im späteren Erwachsenenleben kennen.

Fallbeispiel 2: Mutter-Tochter-Symbiose 

Eine Mutter zieht ihre Tochter alleine groß.
Der Vater der Tochter ist um 20 Jahre älter als die Mutter.
Die Mutter lässt all ihre Wünsche, Gefühle an der Tochter aus.
Das Mädchen wird ebenfalls zum Partnerersatz. Die Mutter geht eine neue Partnerschaft ein.
Die Tochter fühlt sich zurückgedrängt und wird zur „Hochleistungsneurotikerin“, aufgrund der sie dazu drängenden Mutter.
Das sportliche Mädchen wird sogar Deutsche Jugendmeisterin in einer Leichtathletikdisziplin.
Der leibliche Vater hat bis dahin keinen Einfluss auf seine Tochter. 
Die Tochter studiert nach dem Abi, welches natürlich ebenfalls ausgezeichnet ausfällt, bricht ihr Studium jedoch nach 2 Jahren ab und erlernt einen sozialen Beruf.
Zwischenzeitlich zieht sie nach 5 Jahren wieder bei Mama und „Papa“ ein, hat aber den Kontakt zu ihrem leiblichen Vater aufgebaut.
Die Tochter bekommt ihre erste Arbeitsstelle in einem sozialen Beruf und wird krank.
Sie  fällt in der Arbeit öfters aus und ist nun auch aufgrund vom Drängen der Eltern, „du musst in die Arbeit“, „für was haben wir die ganze Ausbildung bezahlt“, kurz vor der Psychiatrie.
Auf Drängen des Arbeitgebers findet ein Gespräch zwischen Mutter und Tochter statt. Ebenso mit dem leiblichen Vater.
Die Tochter hat mittlerweile einen festen Freund, zieht zu ihm und hat in sehr kurzer Zeit gelernt, das innere Kind abzulegen und zu einer erwachsenen Frau zu werden.

3. Das Muttersöhnchen Problem

„Wenn der Junge sich nie richtig von der Mutter getrennt hat, wird er nie ein starkes Selbstbewusstsein entwickeln können.
Er ist zu abhängig oder zu verquickt mit dem Weiblichen….
Er lernt nicht die männliche Art des Fühlens.
Demzufolge ist es für ihn immer die Frau die in der Partnerschaft dafür zuständig ist, den Gefühlspart zu übernehmen, so als ob wir Rollen verteilten.
Aber irgendwann kriegen wir den Hass der Frauen ab, weil wir nicht wissen wie man fühlt.“
Richard Rohr: Masken der Maskulinen, Claudius 2006.

Wie initialisiert sich Männliche Art des Fühlens?
Unser Gehirn macht 4 Zementierungsphasen mit.
So weiß man, dass mit 3 Jahren das Empfinden des Urvertrauens, dass es Gott gibt und die Welt es gut mit einem meint, abgeschlossen ist.
Dafür „zuständig„ ist der Vater, der mit der „Welt beruflich verbunden ist“.
Die Mutter oder sagen wir heute lieber „der zuhause gebliebene Part“ warnt ehr vor der Welt.
Das ist gefährlich da draußen, bleib lieber in meiner Obhut – und es ist auch in diesen tagen gefährlich geworden: Kindermissbrauch, Autoverkehr, Tötungsdelikte.
Hat das Kind aber einmal verstanden, ist ein Stück Identität damit entstanden, was nun biologisch messbar und in Synapsen (Gehirnverbindungen) Realität geworden ist.

Der Junge also orientiert sich in dieser Phase und springt zwischen Vater und Mutter hin und her. 
Irgendwann taucht plötzlich die Frage auf, wo gehöre ich hin, wo ist meine Bestimmung, wohin soll ich – und er will noch tiefer in die Vaterarme springen.
Gelingt dieser Sprung nicht, weil der Vater innerlich oder äußerlich abwesend ist, springt er später – meist in die Arme eines weltlichen oder auch frommen Systems, das vaterähnlich auf ihn wirkt.

Kinder übernehmen die Werte der Eltern eins zu eins – egal ob sie sich anstrengen oder nicht.
Es sagte eine enttäuschte Mutter zu ihrem Mann: Schatz, die ganze Erziehung bringt nichts, die Kinder werden doch so wie wir.
Wächst ein Kind bei der hinkenden Großmutter auf, hinkt es, stottert der Vater, stottert der Sohn, auch das Sexualverhalten des Sohnes gleicht dem des Vaters, selbst wenn nie darüber gesprochen wurde.
Junge Männer geben dann alles, ja sich selbst, für ein Schulterklopfen des Chefs.
Sie opfern ihre Familie, ihre Zeit, ihre Gesundheit, weil sie spüren, da ist etwas, was mir Bestimmung gibt.
Die Arbeit nimmt den Stellenwert von Gott als Segensspender ein. Aber nun ist da auch noch die Frauenwelt, zu der er sich hingezogen fühlt.
Gerade Vaterlose suchen viel Identität in Frauenarmen. Samen zu geben, etwas neues zu schaffen, liegt so ursprünglich im Mann verankert, dass Vaterlose am liebsten überall bei den Frauen „herumvögeln“ würden ohne ihre seelische und geistliche Verantwortung für das neue erkennen zu müssen. 
Sexualität kann Spaß und Entspannung geben, nie aber Identität.
Irgendwann fällt der Junge enttäuscht von seiner erfolglosen Identitätssuche zurück in die bergenden Mutterarme, die alles für ihn macht.
Häufig geschieht dies, wenn Männer in Rente bzw. Pension gehen!
Frauen sagen dann immer wieder: „Er ist wie ein kleines Kind.“
Meist reicht unser Lebenskonzept mit der Frau zu verschmelzen bis ca. 35 oder 40 Jahre – dann bröckelt es und wir denken über weitere Puzzleteile nach – unsere Männlichkeit. 
Die Midlife-Crisis ist ein leises Anklopfen Gottes, ob wir Ihn nicht doch in unsere Lebensplanung hineinlassen.
Wir bauen viel in unserem Leben auf.
Aber wenn das Fundament unzureichend ist, wird bald alles schief und das Lebenshaus stürzt häufig ein.
Das empfinden Männer so um die 40 und machen ganz zu, um ja an nichts rütteln zu müssen.

1, Kor. 3,12-15: „Wenn aber jemand auf den Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut, so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klarmachen, weil er in Feuer geoffenbart wird. Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, das wird das Feuer erweisen.“ Wenn jemandes Werk bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. wenn jemandes Werk verbrennen wird, so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer.“

Der nichtinitiierte Mann bleibt also bei Muttern oder im System hängen – er ist hörig, unselbstständig, unfähig eine Beziehung zu einer Frau hinzubekommen und kraftlos eine Frau aufzu“mischen“… und er schämt sich dafür.

Vater und Sohn haben sich in einer solchen Beziehung nichts zu sagen. 
Wir müssen eine männliche Weise finden, unser Inneres mitzuteilen – wir können es den Frauen zwar versuchen nachzumachen, aber das wird bei anderen Männern nicht ankommen.
Oft bringt diese Mutterbindung den Vater gegen den Sohn auf und der Vater entwickelt einen Hass auf den Sohn, weil er ihm die Liebe seiner Frau wegnimmt. (Ödipuskonflikt).
Dies alles aber verstärkt die Mutterbindung nur noch mehr. Sie muss den armen Buben vor dem bösen Vater schützen.

Der Mann spürt zu seinem Erstaunen, dass er den Sohn hasst und weis nicht warum.
Es ist die Konkurrenz und er buhl nicht mit seinem Sohn um die Liebe und Aufmerksamkeit der derselben Frau.
Er meint zunächst, dies tue dem Sohn wohl genauso gut, wie es ihm tun würde.
Der kleine Junge versteht nicht, warum er das Opfer dieser Beziehungskonstellation ist und fragt sich, was bei ihm wohl nicht in Ordnung ist, dass sein Vater ihn nicht liebt. 
Dieses Grundgefühl, das er als Jungen angelernt hat,  begleitet ihn bis an sein Lebensende und wie viele Männer sind darin gefesselt.

4. Die Mutterfessel anschauen

Beim Vater spricht man von einer Vaterwunden, bei der Mutter von einer Mutterfessel. 

Später lieben diese Männer eine Frau und haben zugleich schrecklich Angst von ihr – wie einst von Mama – verschlungen zu werden.
Einerseits möchten sie ihr nahesein, anderseits habe sie Angst ihren Charakter zu verlieren. Alles riecht nach Mama und das wäre Inzest mit der eigenen Mutter.
Übrigens werden mehr Gefühle durch Gerüche gesteuert als wir es vielleicht zugeben würden, Ein Parfüm einer Frau und unsere Gedanken schalten auf Versuchung, eine stinkender Bettler und eine Welle der Ablehnung überkommt uns, ein Geruch, die wie Muttern es roch und schon gehen wir auf Abstand.
Jedes Auto übernimmt irgendwann den Geruch des Besitzers, irgendwann kann man seine Mutter wirklich nicht mehr riechen, man empfindet Eckel und das ist auch gut so.
Die Mutter überschreiten ständig unsere Grenzen und irgendwann machen wir uns dichter dagegen als eigentlich sein müsste.
Ein bisschen Aggression und die Mutter würde spüren sie ist zu nahe geworden oder zu weit gegangen und alles wäre in Ordnung.

Nun aber haben wir auch Angst die Mutterliebe zu verlieren (was ja eigentlich kaum möglich ist, aber wenn kein Vater als Warmer Pol vorhanden ist, hätten wir dann „Nichts“ – also machen wir das Spiel viel zu lange mit.
Männer haben immer Angst sich auf etwas einzulassen, weil sie Angst haben sie könnten sich darin verlieren.
Hätte man genug innere Grenzen aufgebaut, würde man nicht solche Angst haben und wäre tatsächlich zu mehr Nähe fähig.

Wir Männer hassen uns dann selbst dafür, dass wir zu wenig Nähe geben können – der einzige Weg ist der, unsere Muttergeschichte mal anzuschauen anstatt sie ständig wegzudrängen.

Sogar Jeshua (Jesus) musste sich recht unsanft aus ihren „Klauen“ befreien.
Auch eine Gottesmutter hatte hier offensichtlich Schwierigkeiten loszulassen und ihr Sohn setzte ihr fast überdeutliche Grenzen.

Auch Mutter Kirche hat da ein Problem – sie sagt uns wie wir fühlen sollen und lässt uns zuwenig inneren Raum selbst zu entscheiden.
Der übermutterte Sohn hat ständig Schuldigkeitsgefühle wenn er anders denkt als „Frau Mama“ und sein Ansinnen es ihr recht zu machen ist groß.

Der junge Mann distanziert sich immer irgendwann von der Mutter – äußerlich – doch innerlich hängt er mehr an ihr als er sich selbst eingestehen würde.
Er ist vielleicht äußerlich gegen Hausaufgaben, zu Bett gehen, zu viel waschen und Reinlichkeit, gegen zu schöne Klamotten.
Aber innerlich hängt er an ihr wie eine Klette – er wird Verlassenheitsgefühle haben, wenn er Mutter verlässt.
Loslösen kann man sich erst dann selbstbewusst, wenn man zu Gott und sich gefundene hat.

Ps 27,10: „Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der HERR nimmt mich auf.“

Um Mann zu werden muss man sich erst mal den Satz auf der Zunge vergehen lassen, ich kann auch ohne Frauen leben.  

Ich könnte sehr wohl zur Armee oder ins Kloster gehen – auch ohne Sex könnte ich glücklich sein.
Ist es nicht paradox, dass wir erst dann glücklich mit einer Frau zusammen leben können, wenn wir uns zuflüstern, ich könnte es auch ohne sie? 
Sonst hat man zu große Hoffnungen und Erwartungen an sie, von denen sie sicher manche enttäuschen wird. Männer, die diesen Satz nicht hinbekommen werden immer hängen und kleben und doch versuchen loszukommen.
Das leichte Leben innerhalb der eigenen 4 Wänden in zu klein für den Mann – den Mann zieht es immer hinaus, er will die Welt erkunden, will wissen was nach der nächsten Kurve kommt.
Der Mutter reicht´s oft – böse gesagt – vor dem Ofen zu sitzen, nette Geschichten anzuhören und Socken zu stricken.
Das ist aber nur vordergründig so – in Wirklichkeit will sie an der Seite des Mannes ein Abenteuer nach dem anderen erleben, der Mann muss sie eben mitnehmen auf seine Reise.
John Eldrede: „Der ungezähmte Mann, Trekking Guide für ihre persönliche Expedition“ Brunnen 2008 

Der männliche Instinkt etwas heroisches hinzubekommen, dafür Ehre zu erhalten und selbst wenn es den Tod oder einen „kleinen Tod“ verlangen würde, wäre ein Mann immer bereit zu geben.
Das ist vermutlich unsere Jeshuaähnlichkeit, denn er hat auch uns das gegeben, was von ihm sehr viel verlangte – nämlich unsere Schuld auf sich zu nehmen und darum ewige Trennung von seinem Vater aushalten zu müssen.
Es war wirklich viel, zu viel verlangt von diesem jungen Mann, der einmal Papas Liebling war.

4. Das männliche Gegengewicht erhöhen

Der Sprung des Mannes in ein neues Mutter-unabhängiges Leben erfolgt nur wenn genug männliches „Gegengewicht vorhanden ist“.
Wann sich das Herz entscheidet ohne „Hotel-Mama“ oder „Trostpflaster Sex“ zu leben, kann niemand genau sagen.
Die Veränderung geschieht genauso leise wie die Verletzung geschehen ist.
Bei mir geschah sie unverhofft. Meine Mutter lag sterbenskrank im Krankenhaus.
Meine Cousin kam und fragte sie, ob sie loslassen könne: Und zwar ganz speziell ihre Mutter, die Selbstmord machte und wo sie sich schuldig fühlte und mich, ihren Sohn, den sie seit Jugendjahren innerlich festhielt.
Meine Cousine wusste von unserer Familiengeschichte.
Als ich am tag danach sie besuchte, spürte ich, es war anders. Keine bohrenden Nachfragen, kein Belastung in der Begegnung, kein komisches Gefühl mehr bei mir und danach .. keine ständigen Anrufe mehr, wie geht es Dir?
Das Verhältnis hatte sich normalisiert und ist plötzlich entspannt. So schön kann Vergeben und Loslassen sein. Nicht jeder Sohn bekommt dies gratis, dass die Mutter, die jahrelang klammert, plötzlich loslassen kann.
Vielleicht hatte sie aber auch nun endlich gespürt, der Sohn ist ein richtiger Mann geworden, ich spüre Stärke und sanften Widerstand ohne Rauhbautzigkeit und Machogehabe, ich kann ihn nun ziehen lassen und in Gottes Vater- und Mutterarme legen.

Nun können wir selbst aber auch die Waagschale beeinflussen.
Wir können auf der Männerseite nachlegen, wer hindert uns daran.
Höchstens der Gedanke, dass es Verrat gegenüber der Mutter sein könnte.
Aber was soll das?
Wenn wir uns in Gottes Ordnungen hineinbewegen wird die wahre Mutter nicht nein sagen, denn soviel Mutterinstinkt hat eigentlich jede Frau, dass sie spürt dass dies für den Sohn genau das Richtige ist.

Etwa 2/3 der Männer, die ein Männertraining besuchen, sind von Frauen geschickte Männer.
Frauen spüren instinktiv, dass da beim Mann ein Ungleichgewicht vorhanden ist und sie sind bereit den Mann loszulassen, damit er mehr Männlichkeit entwickeln kann, denn wer wird der Nutznießer daran sein. Sie selbst und ihre Kinder!
Frauen haben die Eigenschaft und auch Fähigkeit von Gott bekommen, dem Mann sein Herz zu retten.
Wenn Gott schon dem Mann eine Gehilfin an die Seite stellt, dann eben auch ein gute!

1Mo 2,1: „Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.“

Jeshua selbst ging nicht „scharf“ gegen die Mutterbindung vor.
Lk 7,1: „Als er aber nahe an das Stadttor kam, siehe, da trug man einen Toten heraus, der der einzige Sohn seiner Mutter war, und sie war eine Witwe; und eine große Menge aus der Stadt ging mit ihr.“

Viele Psychologen sehen in dem Sohn einen Muttersohn, der „von der Mutter zu Tode geliebt wurde“!
Jeshua wusste, dass man das Herz nicht übergehen, überreden, übertünchen, belügen kann.
Sicher – es soll springen, aber Gott überfordert uns nicht.
Was aber an uns ist, ist den Boden für eine weiche Land vorbereiten, das eigentlich unser Vater für uns hätte tun müssen. Ist die Landbahn bereitet, springt das Herz auch in ein neues Männlichkeitsbewusstsein hinein, da sollten wir uns drauf verlassen….
Der Mann wird Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, da zweifelt die Bibel gar nicht daran!
Aber beschleunigen kann man es und das trägt nicht unerheblich zum Segen und zum persönlichen Wohlbefinden aller Beteiligten bei, wenn endlich der ganze Beziehungssumpf ein gutes Ende findet.

LITERATURTEIL
Franz Alt: „Jesus- der erste Mann“, Serie Piper 1992
John Eldredge: „Der ungezähmte Mann“, Brunnen 2005
William F.Pollak: „Jungen – Was sie vermissen, was sie brauchen“, Beltz 2001
Frank Krause: „Männerdämmerung“ Glory-World-Medien 2010
Michael J. Diamond: „Söhne und Väter“, Brandes und Apsel 2010.
Sam Keen: „Feuer im Bauch – über das Mann-Sein, Kabelverlag 1991
Karl Haag: „Wenn Mütter zu sehr lieben – Verstrickungen in der Mutter Sohn Beziehung.“ Kohlhammer 2006
Steve Biddulph: „Jungen – Wie sie glücklich heranwachsen“ Heyne 2002
Steve Biddulph: „Männer auf der Suche“ – Sieben Schritte zur Befreiung“, Heyne 2003

PRAXISTEIL

Mutterwunden-Runde
Dauer ca. 15 Min pro Person

Eine falsche Nähe zum Sohn zerstört den Sohn – wenn da kein Vater ist, der den Sohn von der Mutter trennt, stirbt das männliche im Sohn in den Armen der überversorgenden Mutter.
Die Mutter schafft es dem Kind ein gewisses Maß an Geborgenheit und Urvertrauen in Beziehungen zu schenken.
Das Kind lernt, das sich auf Menschen und ihre Güte verlassen kann – eine weitgehende Abwesenheit von Zweifeln an Gott und dieser Welt.
Aber keine Mutter bewerkstelligt dies zu 100% und das ist auch gut so: gerade die Begrenztheit der Mutter gibt dem Kind den Anstoß auch selbst aktiv zu werden – eben selbst zum Kühlschrank zu laufen und sich selbstbewusst das zu nehmen, worauf es Lust hat.

Wie viel Mutterliebe habe ich eingesogen? Welcher Typ oder Mischtyp bin ich?
a)    Bei ausreichender Mutterliebe hat jeder Mensch soviel Potential zur Verfügung bekommen, mit seinen Enttäuschungen zu leben oder sie sogar intelligent in einen Segen zu verwandeln.
b)    Bei übertriebener Mutterliebe entwickelt der Junge keine Innenstruktur. Er bekommt „nichts“ gebacken, er driftet leicht in Süchte ab.
c)    Bei zu wenig Mutterliebe hat der Sohn immer Zweifel an sich und an dieser Welt, ob sie es wirklich gut meint mit ihm.
d)    Führt die Mutter eine nichterfüllende Ehe wird der Sohn zum Partnerersatz. Sie wertet den Vater, der für den Sohn das Muster an Männlichkeit ist, ab oder macht sich lustig über ihn.
Der Sohn fängst an alles Männliche zu hassen und entwickelt seine männliche, starke Seite nicht. In Beziehungen wünscht er sich eine „überliebe“ Partnerin der er sich aber nur wenig nähert, weil er Angst hat wie der Vater auch lächerlich gemacht zu werden.

Die Männergruppe nimmt einen Stuhl und stellt ihn in die Mitte – jeder stellt sich vor seine Mutter sitzt mit verbundenem Mund gefesselt darauf.
Der Reihe nach spricht jeder mit ihre und sagt ihr alles, was  er sich gewünscht oder vermisst hat.
Die anderen Männer bereichten wie dies auf sie gewirkt hat und was sie vor ihrem Inneren Auge sehen.

Hat die Mutter zu wenig geliebt, bekommt sie es vom Kind gespiegelt und sie hat ein schlechtes Gewissen.
Das Kind reagiert mit der beziehungsarmen oder so-gar unfähigen Mutter indem es selbst die Beziehung zur Mutter verweigert.
So versucht die Mutter alles wieder gutzumachen mit Liebesüberschwemmungen und übertriebener Verwöhnung.
Sie versucht den Wutanfall mit übergroßer Liebe wieder zu entschädigen aber dies verwirrt das Kind – erst so dann so?
Sie setzt dem Kind keine Grenzen, opfert sich auf, lässt sich ausnehmen, das Kind wird grenzenlos und sucht grenzenlos nach Liebe und Nähe. Egal was kommt – alles will vernascht werden!
Der Sohn wird dadurch zum Prinzen, der alles machen darf. Es hätte den Vater gebraucht, der dem Kind entscheidend hilft sich von der begrenzten Liebesfähigkeit der Mutter zu distanzieren und auf eigene Füße zu kommen
Wer an einer Mutterwunde leidet, sehnt sich ein Leben nach der Mutter – also nach Zuwendung, nach Liebe, nach Bestätigung – sie hören aus allem was man sagt Ablehnung heraus.
Wer eine Mutterwunde hat beobachtet den Leiter immer ganz genau, ob er nicht zu kurz kommt oder er gibt sich besonders nett und liebenswert um Liebe zu erhaschen.
Die Chance der Mutterwunde liegt darin, das man sich auf andere gut einfühlen kann – sie kennen alle Defizitgefühle u der andern weil sie sie am eigenen Leib erfahren haben.
Ein solcher Mann muss aber auch um die Gefährdung wissen – sie setzen sich unermüdlich für andere ein, grenzenlos also ohne sich um sich selbst zu sorgen.

FOLIENTEIL

Folien Seminar 1: dritter Abend