Das Verständnis von Mannhaftigkeit in den frühen Klöstern ist für heute wieder höchst interessant
Die ersten Köster entstanden aus dem Wunsch wie Jesus zu leben in einer Runde von Männern, die ernst machen wollten mit ihrem Glauben und .. bereit waren, es sich etwas kosten zu lassen.
Im Gegensatz zu den allgemeinen römischen Stadtkirchen versuchten diese Männer anders zu leben als einfach ein christianisiertes Römertum ohne echte Transformation vom Geiste des Evangeliums.
Hintergrund: Das ganze alte Testament meidet die Auffassung, dass Gott Vater sei peinlichst. Nur in 7 Stellen wird Gott vaterähnlich dargestellt. Gott hat verblüffenderweise keine Frau, er zeugte nicht Adam und Eva, er hat nicht einmal selbst ein Geschlecht, er schläft nicht mit Göttinnen und hat keine Diener – nicht einmal eine Blutsverwandschaft des Menschen mit dem Höchsten ist angedacht – vielmehr ein ihm ähnelndes Gegenüber – geeignet um eine (fast) ebenbürtige Beziehung zueinander zu haben.
1.Mose1, 26: „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.“
Ganz anders als weltweit alle religiösen Nachbarn:
El (Elohim), der Gott der Kanaäer, war der „Vater der Menschheit“,
Der Pharao, der ägyptische Gott auf Erden war der absolute Supervater, nach dem sich alles zu richten hatte
Morloch, der Gott der Hetiter verlangte das erste Kinde –es wurde verbrannt, fast tat Abraham das mit Isaak
Sin, der Gott der Babylonier war der „Vater der Menschen und Götter“ und genauso grausam
Zeus, der oberste Gott der Griechen war „Vater der Menschen und Götter“ und betrieb alles sehr menschlich
Jupiter, der Gott der Römer, kommt von „..pater“ also Vater, der anderen Götter, der in Saus und Braus lebt.
Odin, der Gott der Nordvölker, war der grausame „Allvater“, welch´ Vorbild für aller weltlichen nordischen Väter
Bis heute spricht die Gnosis vom „Urvater“, dem „Vater des Weltalls“.
In allen Kirchenkuppel hängen Bilder von dem über alles herrschenden Gott und seinem Zuarbeiter Jesus, danach die kirchlichen Leiter und Hochwürden, dann einige wenige besonders treue Untertanen und zum Schluss dann das Volk knapp am Rand der Hölle. Das ist dein Gott sagen sie uns und wir spüren wie weit wir weg sind von ganz oben.
Dieses Hirachiegehabe musste Gott von Anfang an zuwider gewesen sein. Dieser Gott Israels nannte sich schlicht Jahwe: „Ich bin für euch da – ich bin ein Fürsorger, kein Herrscher, wie ihr und euere Nachbar es sich vorstellen.
Wie kamen die anderen Völker zu ihren Göttern? Von Grund an war der primäre Ort für das Gelingen oder Misslingen des Lebens das Vaterhaus entscheidend. Warum? Zu diesen Zeiten war es dem Hausvater erlaubt, unwillige Söhne zu töten, Töchter mit anderen Machgierigen, die schon einen ganzen Harem hatten, zu verheiraten, Mägden zu Geschlechtsverkehr herzugeben oder selbst zu gebrauchen, die Knechte auszupeitschen und das alles ohne jegliche Gerichtsbarkeit. Treue Söhne aber wurden in Ämter gesetzt und doch blieb der Vater bis zum letzten Atemzug ihr Gönner oder auch ihr misstrauischer Feind.
Alle anderen Völker um Israel herum hatten patriachalische Vaterreligionen. Und Männer leiden ja insbesondere unter ihren Vätern, die sie unterdrücken und von diesem Fahrwasser wollte Gott sich deutlichst abgrenzen.
Auch Jesus war als Jude davon geprägt:
Mt 23,9: „Und ihr sollt niemanden unter euch Vater nennen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist.“
Was aber dann 330 nach Christus geschah, war genau dieser Trugschluß, der uns 20 Jahrhunderte einen Großteil des Evangeliums kostete und unzählige Männer verbog, mordete, kleinhielt, als unmündig erklärte und Entfaltung von Mannsein generell bis heute hindert. Christliche Männer entwickeln bis heute meist weniger Selbstwert als unchristliche – immer schauen sie nach oben, ob der da oben ihnen wohl noch wohlgesonnen ist oder nicht. Wenn nicht, so weiß man aus seiner Kindheit, das kann schnell unangenehm werden, wenn der seinen Zorn hochfährt.
Der römische Philosoph Caelius Lactatius war der Erzieher von Kaiser Konstantin. Er ist der wenig bekannte Begründer der Idee der Staatskirche, die den „äußerst machtvollen Kunstgriff“ einer Verbindung zwischen römischen Götterglauben und Christentum braucht. In seiner Schrift „Vom Zorn Gottes“ verknüpft Lactanius die christliche Vatersicht mit der des Allvaters Jupiter (=Ju“pater“). Dieser Gott, den er Konstantin nahebrachte, verbindet gleichermaßen Herrengewalt und Vaterschaft (dominum et pater). Genau das, was Gott zu Zeiten des alten Testamentes zu meiden versuchte wurde nun großflächig zum Gesetz. Wer sich gegen einen Repräsentanten dieses Vatergottes wandte, hatte kein Lebensrecht mehr. Plötzlich waren Christen nicht mehr die Unterdrückten, sondern die legitimierten Herrscher und diese Macht schadete ihnen mehr als die zuvor erlebte Ohnmacht.
Dem gläubigen Mann bleibt damit übrig, sich als „Kind Gottes“ und als „Knecht Gottes“ gleichermaßen zu verstehen (filius et servus). Bis heute überdauert in Kirchen und Freikirchen ein römisch patriachalisches Gottesverständnis, dessen krankmachenden Folgen insbesondere Männern bis heute jeden Sonntag zusetzen. Vermutlich hat darum die Kirche die Männer verloren, weil Mannsein etwas mit Freiheit, Eigenverantwortung und Selbstbestimmung zu tun hat.
Diesen Gott soll der Mensch nach Lactantius fürchten und lieben gleichermaßen. Dass das nicht geht, sagt heute jeder Psycho-loge und die Bibel ebenso: 1.Joh 4,18: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht rechnet mit Strafe. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe.“ Wenn ich vor dem Willkürvater Angst haben muss, wie soll ich Nähe leben, wenn sich dieser Vater das Recht nimmt, mich zu töten, wie soll ich ihm dann ein gegenüber sein – da kann man nur kuschen, schleimen und hintenrum sich ein eigenes Leben aufbauen – an Seite leben ist schlechthin unmöglich.
Verhütung war wenig bekannt, unerwünschte Knaben wurden ausgesetzt (Wolfskinder wie Romulus und Remulus waren wohlbekannt), Mädchen wurden getötet oder als Sklavinnen weggegeben. Ein Neugeorenes wurde zu Füßen des Hausherren gelegt, nahm der Hausvater das Kind „auff hatte es ein Lebensrecht. Auch die biblischen Schreiber wussten um diesen Zusammenhang:
Mt 18,5: „Und wer ein solches Kind (vom Boden) aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf.“
Aus dieser Grunderfahrung des Lebens leiteten alle Religionen ihren Vatergott ab.
Dieser Zornige (Jähzornige) Gott kann alles despotisch fordern, was er will, man muss sich ihm ausliefern, sich ihm übereignen, sein leben auf Gedeih und Verderb ausliefern und er macht damit was er will. Dieser Sachverhalt schwingt in unserer evangelikalen Form eines „Lebensübergabegebetes“ durchaus mit.
Dieser christliche Vatertyp aber hat abweichend vom römischen Vatertypus andere Ziele als geknechtete Söhne als seinen verlängerten Arm auf Erden einzusetzen. Die irdischen Väter verstanden sich immer als Repräsen-tanten und Sachverwalter dieses obersten göttlichen Vaters. Sie legitimierten und stabilisierten ihre Macht mit Worten wie „Kaiser aus Gottes Ganden“, Landes“vater“, Stadtväter, und machten damit die Mehrhheit der Männer zu Untergebenen und Untertanen. Natürlich war neben dem Herrschen, auch Versorgung angesagt. Aber wer ließ sich anstatt als „Herrscher“ eben „Fürsorger“ nennen?
1.Kor 9,19; „Denn obwohl ich frei bin von jedermann,habe ich doch mich selbst jedermann zum Knecht gemacht, damit ich möglichst viele gewinne.“
2.Tim 1,7: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
Auch Jesus begründete ein neues Leiterschaftsmodell – nein, es ist nicht mal so, dass er dazu ermahnte ein besonders fürsorglicher Herrscher zu sein – er wollte, das Brüder und Schwestern sich in Augenhöhe begegnen oder sogar noch ein Stück darunter sich bewegen und zu dienen anfangen obwohl sie das recht hätten, dass ihnen gedient wird.
Lukas22, 25-26: „ Er aber sprach zu ihnen: Die Könige herrschen über ihre Völker, und ihre Machthaber lassen sich Wohltäter nennen. Ihr aber nicht so! Sondern der Größte unter euch soll sein wie der Jüngste und der Vornehmste wie ein Diener.“
Insofern stützte Jesus nie die Herrscher – er war eine Gefahr für sie und Karrieregeile mussten ihn darum zur Wahrung von Recht und Ordnung beseitigen. Er akzeptierte weltliche Ordnungen und rief auf, sich staatlicher Macht durchaus zu unterstellen, er bat aber inbrünstig, diese Ordnungen nicht in christlichen Gemeinschaften zu übertragen. Diesbezüglich hat die Kirche kräftig versagt – auch Freikirchen haben diese Ordnungen bislang kaum durchbrochen.
Jesus aber offenbarte dann doch noch den eigentlichen Gottesnamen: „Abba – mein lieber Vater“. Das ist ein anderer Vater – so anders, dass eben nur ein „Kosename“ diese Intimität ausdrücken vermag. Mit diesem Wort reden jüdische Kleinkinder noch heute ihren Vater an: Imma heißt Mama, Abba heißt Papa, Daddy sozusagen. Das Sprichtwort bei Erschrecken „du lieber Gott“ kommt genau davon und es soll wohl die Strafe für unseren Mist geringer ausfallen lassen.
Gebet – möglicherweise gesprochen als Gegengebet zur imperialsitischen Großkirche
Du bist kein überdimensionaler Oberherrscher anderer Herrscher – du begibst dich in Augenhöhe zu mir.
Du bist keine obere Heeresleitung, die Gleichschritt verlangt – du liebt meine Eigenartigkeit und Einzigartigkeit.
Du bist kein Chef eines totalitären Systems – du stehst mit Rat und Tat zur Seite, lässt mich meinen Weg ziehen.
Du bist kein himmlischer Polizist – kein Experte für Regeln und Gesetze – du sagst, dass ich auf mein Herz höre.
Du bist kein Diktator, du regierst uns nicht mit Zuckerbrot und Peitsche – du entlässt mich in Freiheit und Eigenverantwortung.
Du verzichtest auf Imponiergehabe – du lässt uns groß rauskommen und stehst stolz und freudig daneben.
Du lebst nicht in einer Aura von Unabhängigkeit und Überlegenheit – du sagst, du brauchst uns.
Wir wollen lieben – sei uns ein güter Vater, so wie wir versuchen gütige Väter für unsere Kinder zu sein.
Die frühen Klöster lebten sehr wohl den Geist des Evangeliums weiter – zunehmend aber setzte sich auch hier Machdenken, Hirarchie, Fordern von bedingungslosem Gehorsam und Machtmissbrauch durch.
Ein gutes Beispiel hinterließ der „Vater Europas“ Bendict von Nursia – Ist er ein Vorbild für unsere Männerbewegung ?
Benedikt von Nursia (500 bis 547) wird zu prägenden Väter des Christlichen Abendlandes gezählt. Als junger Mann war er von den Wüstenvätern begeistert und inspiriert von ihnen zog er sich als Einsiedler in ein Höhle zurück. Vier junge Männer schlossen sich ihm an und sie sannen darüber nach, die Glaubensweise und den Lebensstil der Wüstenväter in das geschäftige Abendland zu „importieren“. Viele Weisheiten entnahm der den Vätersprüchen des Wüstenvater Evagrius Ponticus und entwickelte daraus eine bis heute unvergessene „Regel“. Sie wurde über alle Epochen gelesen und immer wieder neu von Herrschern und Managern „wieder-entdeckt“ und sie wird heute konkret in die Wirtschaftsethik von vielen weltlichen Firmen eingebunden.Insbesondere seine Einstellung zur Arbeit prägte die ganzen westliche abendländische Welt und nun auch zunehmende die aufblühende wirtschaftliche östliche Welt, die nach Führung sucht.
Er gründete 12 Klöster mit 12 Männern, er wurde der persönliche Freund des Papstes Gregor des Großen, er weissagte dem Gotenkönig Theoderich, der durch irische Mönche bereits missioniert war, die Einnahme Roms.
Die Regel ist ein Verhaltenbuch für das Zusammenleben von Männern, die gemeinsam einen geistlichen Weg zur Veränderung dieser Welt gehen möchten.
Er starb stehend, gestützt auf den Armen seiner Mitbrüder, die ihn liebten und achteten. Er ließ sich – was damsls ein Skandal war- neben seiner hochgebabten Schwester Scholastika beerdigen, der er das Finden seines Herzens zuschrieb.
Der Demutsweg der Brüder
Der Demutsweg bedeutet für Benedikt von Nursia, dass der Mönch den Mut hat, seine ganz Wahrheit hinzuhalten. Viele klagen, dass sie beim Beten Gott nicht erfahren. Ein wichtiger Grund, dass sie Gott nicht spüren besteht darin, dass sie sich selbst nicht spüren. Sie bringen nur ihrer frommen Seiten dar. Aber all das Verdrängte halten sie unter Verschluss. Dann kann ihr Gebet nicht lebendig werden. Denn alles, was wir abschneiden fehlt uns an Lebendigkeit. Wenn wir Gott etwas vorenthalten, kann zwischen uns und Gott nichts strömen. Wir fühlen und dann vor Gott blockiert und leer. Beten heißt, alles, was in uns ist, Gott hinzuhalten und vor Gott auszudrücken. Beten ist auch immer ein Weg der Selbsterkenntnis und Selbstbegegnung. Indem ich Gott meine Wahrheit hinhalte, ahne ich, wer Gott ist und wer ich selber bin.
Demut in frühen Mönchtum ist nicht nur das Gefühl von Niedrigkeit und Erdhaftigkeit, sondern ist eng gekoppelt mit Sanftmut. Für den Wüstenvater Evagrius Ponticus, ist Sanftheit das Kennzeichen des geistlichen Vaters. Sanftmut meint die Milde im Blick auf uns und auf andere, Barmherzigkeit mit den eigenen und den fremden Fehlern und Schwächen. In der Sanftheit eines Menschen zeigt sich, dass seine demütige Selbsterkenntnis ihn in seinem Herzen verwandelt hat. Er hat ein großes Herz, in dem auch das Herz des Bruders und der Schwester Platz hat. Wer seiner eigenen Menschlichkeit begegnet ist, dem ist nichts menschliches mehr fremd. Er ist ausgesöhnt nicht allem Menschlichen, was ihm begegnet, gerade auch die Gescheiterten, Schwachen und Unvollkommenen suchen bei ihm Frieden. Er sieht alles mit dem milden Blick des Vaters und der barmherzigen Sicht Jesu.
Benedikt von Nursia gründete auf der Basis der Wüstenmönche später den Benediktiener Orden (vom dem unsere Scheune stammt). Er schreibt: Das christliche Paradox besteht nun darin, dass wir zu Gott auftsteigen, indem wir hinabsteigen in die eigene Wirklichkeit. Nur wer sich selbst dort unten begegnet, wird Gott begegnen Auf dem Weg zu Gott , muss der Mann seinen Schattenseiten, seinen Versuchungen, seinen Leidenschaften, seinen Gefährdungen, seinen Emotionen, seinen Bedürfnissen begegnen um von ihnen erlöst zu werden. Anselm Grün schreibt: Wer durch ein „spirituell bypassing“ versucht der eigenen Wirklichkeit auszuweichen wird an Gott vorbeigehen und in einer geistlich aussehenden Sackgasse landen.Sie werden dort nicht Gott begegnen, sondern nur ihren kraftlosen Projektionen – nie dem realen Gott, der deine eigene Realität ständig vor Augen hat und „oft nur verduzt den Kopf darüber schütteln müsste“, wie blind Menschen überhaupt sein können.
Der DEMUTSWEG nach BENIDIKT VON NURSIA
Die 1. Stufe: Die Beziehung zu Gott
Die 2. Stufe: Die Beziehung zu mir selbst
Die 3. Stufe: Die Beziehung zu den Menschen
Die 4. Stufe: Der Umgang mit Emotionen
Die 5. Stufe: Das Aussprechen der Gedanken und Gefühle
Die 6. Stufe: Versöhnung mit meiner Durchschnittlichkeit
Die 7. Stufe: Die Begegnung mit meinem Schatten
Die 8. Stufe: Sich-Einlassen auf die Realität
Die 9. Stufe: Die Konfrontation mit meiner Wahrheit
Die 10. Stufe: Die Verleiblichung der Demut im Fröhlich sein
Die 11. Stufe: Die Verleiblichung der Demut im Sprechen
Die 12. Stufe: Die Verleiblichung der Demut in der Körperhaltung
Heute können wir die Tief dieser Erkenntnis fast nicht mehr verstehen – wir spüren aber darin, was sie gerade aus ihrer Negativerfahrung mit falschen Männern heraus, versuchten dagegen zu halten!