7. Werde ich von einem Vaterschatten verfolgt?

Seminar 1 Thema 7

7. Abend: 

Werde ich von einem Vaterschatten verfolgt? 
Verso(ö)hnungsbedarf vorhanden?

THEORIETEIL:    

1. Die Große Aussprache anstreben
2. Die Vaterwunde wahrhaben wollen
3. Die Auswirkungen der Vaterwunde
4. Männlicher Umgang mit dem eigenen Vaterwunde

1.    Die Große Aussprache anstreben

„Männer ab 40 suchen intuitiv mit ihrem eigenen Vater in´s Reine zu kommen.“
Richard Rohr: Vom wilden zum weisen Mann“ Claudius 2006
„Um die vierzig gerät der Vater selbst in eine Sinnkrise.
Wenn er bis dorthin nicht seinen Vater als den nimmt, der er realistisch war behindert ihn das an seiner Reifung zum geistlichen Vater für andere.
Die eigene Identitätsbildung ist erst abgeschlossen, wenn man ein realistisches Bild seines Vaters zeichnen kann. 
Die Entdeckung des eigenen Vaters ist gleichzeitig auch Selbsterkenntnis, denn in vielem Ticken wir ähnlich wie er. Ist die Kluft zwischen Vater und Sohn zu tief oder die Distanz zu groß kann kein Vater-Sohn-Gespräch stattfinden.
Mit unter ist aber auch eine Versöhnung mit dem bereits verstorbenen Vater möglich.“
Diamond: Söhne und Väter, Barndes & Apsel 2011

Eine Wiederannäherung jedoch kann von beiden Seiten aus geschehen. Der Erste ist der Führende – also Männer bemüht euch. – es gibt einen Preis zu holen.
Die Bereinigung der Vatergeschichte ist der schwerste Weg für einen Mann – aber auch der Lohnenswerteste. Man kann nur schrittchenweise oder salamischeibchenweise vorgehen – das macht es einfacher.

Wer aber kann „tief im Bios“ des Herzensgrundes eine grundlegende Veränderung vorzunehmen, die unglaublich tief in unserer Persönlichkeit sitzt?
Es kann nur Gott – aber man muss ihn heranlassen an die kaputte Stelle.

Bei Fehlern dort „im Herzen der Anlage“ kommt man an all die Schätze, die eine Hardware aufweist, keinen Millimeter heran.

Fähigkeiten bleiben völlig ungenutzt und unentdeckt.
Man muss sich dieses Thema sozusagen zur Lebensaufgabe machen – man hat es nie fertig, weil man ja schließlich älter wird und sich die Sohnbeziehung – falls man Söhne oder Töchter hat – sich parallel weiterentwickelt.
So ergeht es dem „Bios-Herzstück“ des vaterlosen oder des vaterarmen Mannes – er hat keinen Zugriff auf sein Herz. Er kann nur nach außen schauen, er weiß nicht, wer oder was in ihm lebt.
Man muss Männlichkeit nachinstallieren, bevor man von einem Mann männliches Verhalten erwarten kann.

Solange ein Mann sich selbst lebt, nur für sein Ego arbeitet, sich nicht entschlossen hat, ein Segen für andere zu sein, ist er nicht initiiert, ist er nie richtig Mann geworden.
Der Vater hat ihn nicht herübergeholt in wahres Mannsein. Jungen sind auf diese Grundinstallation von Männlichkeit durch ihre Eltern angewiesen. Gott erdachte sich diesen „Generationenvertrag“ und er weicht auch in noch so erbetenen Ausnahmen nicht davon ab. (Siehe Thema 1)

Spr 22,6: „Gewöhne einen Knaben an seinen Weg, so lässt er auch nicht davon, wenn er alt wird.“

Es scheint wie ein Gesetz: Was die Eltern in mich in meiner ersten Lebenshälfte investiert haben, das gebe ich später an meine eigenen Kinder weiter, vielleicht etwas modifiziert aber nur wenig anders.
….. es sei denn Gott greift in die Familiengeschichte ein und erschafft Neues.

Jeder Vater wartet auf die Große Aussprache 
Der Vater der Bibel steht als Synonym für Gott Vater und jeden menschlichen Vater.
Keiner will sich in´s Grab legen ohne mit seinem Sohn und der Tochter in´s Reine gekommen zu sein.

Lk 15,20: „Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.“

Nur wenige Männer erlebend diese biblische Geschichte in so kurzer Zeit nach wie hier dargestellt.
Für viele bedeutet das Kümmern um die eigene Sohnrolle schon Schweinetrog genug.
Aber ich weiß aus meinen Männergruppen, wenn man genug durchgekämpft hat, ist so ein Vater-Sohngespräch durchaus nicht allzuschwer erreichbar.
Aber es braucht eine Vorbereitung.

Ein Freund von mir hatte einen lebenslang klar gottesabweisenden Vater.
Alle seine 3 Kinder wurden Christen und sie beteten ein Vierteljahrhundert für ihn.
Nie ergab sich ein Gespräch von selbst. Am Sterbebett ließ er alle seine „Kinder“ holen, hatte für jedes Kind einen Berufungsgedanken, entschuldigte sich bei jedem persönlich und sprach einen aufgeschriebenen Segen aus.
Danach gab er sein Leben Gott und verstarb wenige Minuten später.

Die Große Aussprache ist ein Riesengewinn für das emotionale Lebensgefühl des Sohnes

Ein Freund von mir kommt aus einer ungläubigen Familie mit schwierigem Hintergrund.
Alle 5 Kinder haben mittlerweile einen voll oder nebenberuflichen Dienst im Reich Gottes – aber sie mussten hart an der Transformation der Familiengeschichte arbeiten! Ihr leid zwang sie dazu.
Das ging nicht ohne Seelsorge und Enttäuschungen bei Gesprächsanläufe beim eigenen Vater von statten.
Nun brauchte einer davon einen Bürgen über eine nicht kleine Summe. Er kämpfte monatelang – wir als Männergruppe gaben Starthilfe – dann fragte er unumwunden seinen Vater und der bürgte für seinen Sohn.
Seit diesem Moment, so sagt er, hat sein Leben eine andere emotionale Qualität.
Er führt einen aufsteigenden Betrieb, geht sicher mit Kunden um und hat Versöhnung auch mit seinen Söhnen hinbekommen.

5. Mo 5,16: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, wie dir der HERR, dein Gott, geboten hat, auf dass du lange lebest und dir’s wohlgehe in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.

Jeder Mann, der seine Vaterbeziehung klarbekommen hat, sagt, jetzt fange ich erst an richtig männlich zu leben.

Nach der Große Aussprache explodiert der Selbstwert des Sohnes
Männer suchen immer nach jemand der sie bestätigt…. Und irgendwann bekommen sie viele Bestätigung.
Aber alles Lob und alle Anerkennung dieser Welt ist nichts im vergleich zum ausgesprochenem Ja des Vaters zum Sohn.
Gott hat es so eingerichtet, dass nur dieser Satz das Herz des Sohnes satt machen kann.
Mein eigener Vater hat bis heute diesen Satz; Du bis mein Sohn an dem ich Wohlgefallen habe nicht über seine Lippen gebracht. Aber ich habe ihn mir geholt – in einem Brief.
Und das mit einigem jahrelangem Fleiß. Es ist das wertvollste was ich im Leben erreicht habe und hat meinen Selbstwert mindestens verdreifacht.
Im Beruf merkte es jeder – der ist massiv stärker geworden.

Die Große Aussprache bewirkt ein besserer Umgang mit seinem Inneren
Wie in Thema 9 dargestellt: So wie Vater und Mutter mit einem umgegangen sind, so geht man auch mit seinem Inneren um.
Vernachlässigten die Eltern das Kind, so vernachlässigt später der Erwachsene sein Inneres gleichermaßen.
So hart wie mit ihnen als Kind umgegangen wurde, so ist der Erwachsene später auch hart zu sich selbst.
Wurde man verzogen, so neigt man zu Suchtverhalten und einem fehlt die nötige Innenstruktur, um anzukämpfen dagegen.
Insofern spricht man in der Therapie auch vom „Inneren Kind“, das immer noch in einem lebt und nach Anerkennung, Annahme und Liebe schreit.
Erika J.Chopich: Aussöhnung mit dem Inneren Kind“, Ullstein 2005
Darum müssen auch Nichtväter sich mit diesem Thema befassen, um sich selbst ein guter Vater sein zu können.

Die Große Aussprache ehrt Gott den Vater aller Väter

Eigentlich bedarf es eines lebenslanges Bündnisses zwischen Vater und Sohn um das „unausweichliche männliche Projekt“ hinzubekommen.
V.Manninen: „For the sake of Eternity“, Finnland 2008
Vater und Sohn entwickeln sich nach dieser finnischen Psychoanalytikerin parallel zueinander und können sich bei den einzelnen Entwicklungsstufe sehr gut begleiten. Ist es das was dem Patriarchen Jakob so wichtig war?
Ab ihm „legten sich alle bei ihrem Tod „zu ihren Vätern“. Sie wusste woher sie kamen und wohin sie unausweichlich gingen. Allein 33 mal kommt dieser Ausdruck im Alten Testament vor.

Kön 2,10: „Also legte sich David zu seinen Vätern und wurde begraben in der Stadt Davids“

König David wollte zu seinen Vätern gelegt werden. Das war sein Beitrag zum „Ewig Männlichen“. 
Wer wollte das heutzutage?
Ich selbst, trotz Jahre der Männerarbeit, will bis jetzt nicht eins mit meinem Vater in einem Grab liegen und doch – es wird so gemacht, auch wenn sich die beiden lebenslang nichts zu sagen hatten oder nur gestritten haben.
Ich denke ich schreibe dieses Buch aus diesem Grunde – da muss irgendetwas Ewiges an dem sein, was ich als empfindsamer Sohn an meinem empfindsamen aber hart gewordenen Vater erlebt habe und was ich die Ewigkeit hinüber retten will.

Vaterliebe hat etwas Unerbittliches an sich.
Der Vater wendet sich nicht automatisch seinem Kind zu.
Die Nähe zwischen Vater und Sohn soll die freiwillige, fast unnötige, unspektakuläre Entscheidung der Zuwendung vom Vaterherzen sein – nur sie macht das Herz des Jungen satt und zufrieden.
Gerade dann, wenn der Junge nicht damit gerechnet hätte, entsteht so ein heiliger Moment, wo diese Liebe sättigt und ein echtes Seelenwunder hervorbringt.

Ohne diese Gratiszuwendung erfahren zu haben führt das bei Männern zu einer lebenslangen Trauer – man kann das Zucken um den Mund regelrecht sehen, wenn Männer über ihre Vaterarmut berichten und welche Hoffnung sie einst hatten, dass ihr Vater sie liebt.
Nun haben sie innerlich mit ihrem Vater abgerechnet und doch bleibt ein schmerzendes Vaterloch, das danach verlangt, gefüllt zu werden.
Hier erst mal sich zu Gott als Ersatzvater zu flüchten und Abstand zum leiblichen Vater zu halten ist manchmal erforderlich, um sein Sohn-Herz zu schützen.

Wie viele Männer, die nicht in einer Männerbewegung gelandet sind müssen diese schwere Last selbst mit ins Grab nehmen. Auch sie werden als Vater an ihren eigenen Kindern versagen und es nicht wahr haben wollen. Wie schwer ist doch Mannsein ohne das ja des Vaters gehört zu haben, du bist mir ein guter Sohn und wirst ein toller Mann. Wie traurig und diffus ärgerlich sind die meisten Männern und wissen nicht, woran es liegt, dass ihre Aggressionen so schwer zu kontrollieren sind. Sagen wir es ihnen!

2. Die Vaterwunde wahrhaben wollen

Es war die Idee dieses Gottes unser ganzes Sein in männlich und weiblich aufzuteilen.
Diese Themen von Mannsein, Frausein und Sohnschaft umgibt eine tiefverwurzelte Spannung und ein „ungemütliches Geheimnis“.
Uns Männer fällt es schwer, uns auf diese Spannung einzulassen.
Wir wünschen uns, Männlichkeit falle einfach bei einem imposanten Gebet so ohne weiteres vom Himmel herab direkt in unser Herz hinein, aber das ist von Gott so nicht vorgesehen. 
Männer brauchen Männer, um den erheblichen inneren Widerstand, sich wirklich auf dies Thema einzulassen, loszuwerden.
Untervaterte Männer gewähren anderen Männern generell wenig Zutritt zu ihrem Herzen.
Wenn Männer ihre Innenschau über lange Zeit verleugnen, verlieren bald auch die Frau, die Kinder, die Freunde, ja sie selbst und auch Gott den Zugang zu diesem Männerherz.
Der Mann ist dann das unbekannte Wesen Zuhause.
Ohne Leidensdruck wendet sich wohl kein Mann seiner Vatergeschichte freiwillig zu – erst wenn erste Depressionen, Burnout-Symptome, Arbeitslosigkeit, Ehekrieg, pubertierende Kinder genug Druck liefern, brechen Zugänge wieder auf.
Wir leben ein Leben der Verleugnung und decken unseren Schmerz mit frommem Wissen zu.

Wenn Männer ihre Vaterwunde leugnen und wegdrücken, werden sie nie wahres Mannsein entdecken können.
Man braucht ungefähr ein ganzes Jahr, um dies zu erkennen.

1.Joh 1,10: „Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.“

Aber es gibt ausgezeichnete Erfolgsberichte von männlicher Transformation. 

Viele berichten, dass sie sich neu als Mann fühlen und spüren, wie sie jetzt mit Frauen umgehen können und nicht mehr so von sexuellen Begierden getrieben sind.
Klarheit in der Männlichkeit löst von sexuellen Zwängen und befähigt uns, ein wirkliches Gegenüber für die Frau und damit auch ein liebender Sexualpartner zu sein.
Die Männerbewegung spricht vom „Großen Fall“ des Mannes: Der Mann muss fallen, sein Verstand muss zerbrechen, damit er sich endlich seinem Schmerz zuwendet.
Darum mahnt Jeshua (Jesus) nicht nur zur Aufrechterhaltung, sondern auch zur Gestaltung der Beziehung mit dem eigenen Vater.

Mk 7,11-13: „Ihr aber lehrt: Wenn einer zu Vater oder Mutter sagt: Korban – das heißt: Opfergabe soll sein, was dir von mir zusteht -, so laßt ihr ihn nichts mehr tun für seinen Vater oder seine Mutter und hebt so Gottes Wort auf durch eure Satzungen, die ihr überliefert habt; und dergleichen tut ihr viel.“

Mk 7,10: „Denn Mose hat gesagt: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, und: Wer Vater oder Mutter flucht, der soll des Todes sterben.“
Die Aussagen der Bibel sind unmissverständlich.
Wer also keine schönen Tage erlebt, sollte sich hier ins Herz sehen lassen und wieder Sohn dieses Mannes sein wollen, dessen Sohn er ja tatsächlich ist.

3. Die Auswirkungen der Vaterwunde

Jeder Mensch hat ein Grundbedürfnis nach Zuwendung. Er hat einen „Hunger“ nach Vater- und Mutterliebe.  
Bei einem Mangel an Zuwendung entstehen Defizite in der Seele eines Menschen.
Es sind richtige Löcher, in denen kein guter Grund gelegt ist und deshalb nichts aber auch gar nichts wächst – so viel Mühe wir uns auch geben.
Gerade in den Bereichen, wo jahrelang trotz intensivem Säen nichts wächst, liegt der Fluch falscher oder nicht vorhandener Vaterschaft vor.

Wo vom Vater kein Grund gelegt wurde, wächst nichts – der Mann braucht einen Bodenaustausch oder zumindest eine Rekultivierung.
Das Vatervakuum hinterlässt ein Loch in der Seele von Männern und Frauen, das man ein Leben lang mit anderen Dingen zu füllen versucht, die aber den Schmerz nur betäuben und nicht dauerhaft stillen können. 
Nicht geleistete Vaterschaft wirkt wie ein Fluch auf dem Leben des Sohnes.
Der Vater zieht dem Sohn lebenslange, emotionale und vor allem segenseinschränkende Grenzen. 
Alles was das Kind erlebt, ist für das Kind zunächst einmal die Normalität – es ist normal diesen oder keinen Vater zu haben und außerhalb gibt es nichts.
Liebesmangel ist eine seelische Schmerzerfahrung, die unterschiedlich bewältigt wird.
Defizite können mir zum Fluch werden, wo sie unaufgearbeitet bleiben – werden sie überwunden, entwickeln sie sich zu Stärken.
Männer verdrängen üblicherweise ihre gestörte Vaterbeziehung soweit bis sie durchaus behaupten: „Ich habe keine Defizite. Ich nicht, andere vielleicht. Mich betrifft das alles nicht.“

Autoritätspersonen sind darum Autoritätspersonen, weil man ihnen Einfluss zuerkannt hast.
Es sind Menschen, die dir viel bedeuten, weil ihre Liebe für dich von Bedeutung ist.
Was du letztendlich haben willst, ist das „Herz“ dieser Personen allein für dich!
Wendet diese Person sich anderen Dingen zu, entsteht Schmerz.
Bei Verdrängung und Verleugnung des Schmerzes bekommen wir ein „Herz aus Stein“.

Hes 36, 26: „Gott will uns ein neues Herz geben und einen neuen Geist. Das steinerne Herz wegnehmen und uns ein „Herz von Fleisch“ geben.“

Wer all den Groll im Herzen zulässt, wird langfristig entweder zum Vatermörder oder zum Vaterschänder.
Der introvertierte Mann frisst alles in sich hinein und weicht allem, was nach Vaterschaft riecht aus.
Er hat keinen Streit mit seinem Vater – er ist tot für ihn.
Auf Familienfeiern spricht man notgedrungen über Autos, Politik, Skandale, Rasenmäher … niemals über persönliches, was geht ihn an, was ich mache.
Sein Vater hat sich ihm verweigert, nun verweigert er sich dem Vater und lässt den Alten einsam.

Der extrovertierte Mann wird innerlich oder sogar tatsächlich im realen Leben zum Vatermörder.
Er zieht nicht sofort die Knarre, aber manchmal ist er nahe dran.
Er verweigert sich Autoritäten schlechthin, er lässt nichts Gutes an seinem Vater, rechnet mit ihm ab, indem er es ihm beweist, dass er Manns genug ist, wenn der es ihm nicht sagen konnte – auf dem Sterbebett wird er´s schon zugeben müssen, dass ich ein toller Mann bin, so erhofft er sich es vergeblich.

Die Bibel weist uns einen andern Weg als zum Vatermörder zu werden.

Wir müssen in Gott einen Vater finden.
Die Vaterlosigkeit treibt uns generell zu einem „anderen Vaterschaftsanbieter“. 
Sehr oft wird Vaterschaft auf den Leiter oder den Chef übertragen, er muss es gar nicht so sagen, wenn Stärke von ihm ausgeht, riechen die anderen Vaterschaft und projizieren Vaterqualitäten in ihn hinein und sind einige Jahre begeistert, dann aber wenden sie sich enttäuscht ab und bekämpfen ihn verbittert, weil er ihre Vaterwunde nicht heilen konnte.
Darum müssen wir die Vaterlosen dringend direkt zu Gott selbst bringen.
Viele Männer berichten, dass sie recht schnell mit anderen Männern, insbesondere mit Leitern, Chefs, Autoritätspersonen und auch mit Gott besser zu Recht kamen, als ihre Vaterwunde anfing zu heilen.

5.Mose 8,5: „So erkennst du ja in deinem Herzen, dass der HERR, dein Gott, dich erzogen hat, wie ein Mann seinen Sohn erzieht.“

Vaterwunden erkennt man auch daran, dass der betroffene kein realistisches Bild von seinem Vater zeichnen kann. 
Entweder es fällt viel zu positiv oder viel zu negativ aus.
Tatsache ist, dass immer beides parallel besteht – Segen und Fluch. Männer, die ihren Vater und damit eventuell auch andere Männer fast anbetend auf einen Thron erheben, versinken selbst in Minderwertigkeit.
Sie müssen ihr beschönigtes (und damit schmerzfreies) Idealbild ihres Vaters eintauschen gegen ein realistisches Bild, in dem auch sie bestehen können.

Männer, die ihren Vater vernichtend anklagen, müssen seine positiven Seiten beleuchten, damit sie ihn ehren können und damit einen göttliches Segen erfahren.
Unser Herz ist programmiert auf den Normalfall einer heilen Vaterschaft, falsche Vaterschaft erkennt man erst, weil man ein Immunsystem dagegen aufgebaut hat.
Vaterschaft, die bevormundet, die die Entwicklung hindert, die verletzt, dringt genauso tief in unser Herz ein, wie Gott das eben generell für uns Menschen vorgesehen hat.
Ein Kind besitzt naturgemäß keine Abwehrmechanismen gegenüber einem missbrauchenden Vater. 

Es vertraut darauf, dass er alles richtig macht, auch wenn’s noch so komisch vorkommt – er hat mich in diese Welt gesetzt und wird mir beibringen, was hier richtig und falsch ist.

In unserem Leben treten neben dem eigenen Vater auch noch viele falsche Überväter auf und wir korken diese Erlebnisse einfach ab, weil normalerweise niemand gegen (s)einen Vater seine Hand erhebt. Eigentlich müssten wir unseren Gefühlen Luft verschaffen, den Verrat, die Unterdrückung, die Beleidigung, den Missbrauch für eigene Zwecke hinausschreien, aber wir wurden gelehrt, uns selbst die Schuld zuzuschreiben.
Die meisten Christen decken mit allzu schnellen Vergebungsbeteuerungen den Schmerz eher zu anstatt auf.
Die normale gesunde Reaktion des Herzens ist nämlich Aggression und die verschafft uns inneren Abstand zur Situation.
Ein Mensch, dem man aus frommen Gründen das Ärgern untersagt, kann sich nicht mehr abgrenzen von seinen Peinigern.
Man hat seine Grenzen niedergetreten und er wehrt sich nicht mehr, wie der Sklave gegenüber seinem Herrn.
Wer allzu schnell beteuert, er habe schon vergeben, der hat vermutlich gerade nicht vergeben – er hat nur seine Gefühle in einem frommen Wahn ertränkt und den Schmerz sich nie herausgeschrieen.
In einigen Jahren entwickelt sich der Schmerz zur Depression.
Ein Sohn muss sich also erst einmal darüber klar werden, was der tatsächliche Vater getan oder nicht getan hat, bevor er dem Vater vergeben kann.
Zu frühe Vergebung ist keine Vergebung.
Bei einem Lippenbekenntnis macht unser Herz nicht wirklich mit. 
Schuld muss erst einmal richtig festgestellt werden.
Es muss doch der Täter zuerst verurteilt werden, bevor man ihn begnadigen kann. Nicht vergebenes Unrecht tief im Innern schreit zum Himmel:
In der geistigen Welt steht die Schuld des Vaters bei den meisten Männern ungetilgt im Soll. Vielleicht ist dies die immense Kraft, die zischen Sohn und Vater über Generationen wirkt.

1.Mose 4,10: „Er aber sprach: Was hast du getan? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde.“

Hebr 12,24: „…, und zu dem Blut der Besprengung, das besser redet als Abels Blut.“

Unsere Seele will die Rechtfertigung, sie muss erfahren, dass da einer ist, der mir Recht verschafft.
Erst mit Hilfe des Ärgers schafft es eine Seele, die nötige Abgrenzung vom Vater zu schaffen und sich damit vom Vater zu lösen. Wegpusten mit einem geistigen Gewaltakt (Befreiungsdienst) ist oft nur der erste Teil vom ganzen Prozess und nicht die endgültige Lösung.
Erst wenn der Mann Raum für seinen Ärger bekommt, kommt er auch an seine anderen Gefühle heran – ja sie ergießen sich regelrecht über die Menschen, die solange mit diesem emotionalen Eisschrank leben und leiden mussten.
Darum fahren Männer auf Fußballplätze und zeigen Emotionen, sie jubeln, sie motzen, sie ärgern sich, sie schreien vor Wut ….. und kommen als entspannte Ehemänner nach Hause zurück.
Für solche Männer bräuchte man keine schönen Gottesdienste, sondern einen männlichen Ort, wo sie ihren Frust abladen und sich Luft verschaffen können.

Gefühle sind göttlicher Natur, sie entstammen nicht, wie man jahrzehntelang lehrte, unserem bösen Fleisch, das es abzutöten gilt.
Wie viele Menschen hat man mit dieser Irrlehre gefühlstot, abgespalten, liebesunfähig und initiativelos gemacht.
Unsere Gefühle sind nicht immer richtig, aber sie sind ehrlicher und nicht theologisch vorbelastet wie unsere frommen Einschränkungen – darum sind sie wichtige Botschaften unseres Herzens an unsere Seele.
Jedes Gefühl hat von Gott einen göttlichen Auftrag zur Klärung unserer zwischenmenschlichen Beziehungen erhalten. 

Wer die Gefühlswelt als bösartig ausschließt, und versucht, Beziehungen zu kitten indem man den Schmerz leugnet, landet in Unehrlichkeit und mechanischem Funktionsglaube.
Er wendet sich von seinen Gefühlen und damit von sich selbst ab.
Wie anders soll die Seele sprechen außer durch Gefühlsäußerungen? 
An dieser Stelle muss mit seinen Gefühlen richtig umgegangen werden.
Dem aufgebrachten Herzen sagt man: Herz, es ist nun genug, danke für deine Botschaft an mich, aber nun entscheide ich selbstbewusst, dass ich dennoch den Weg der Vergebung wähle.
Verdrängung ist immer kurzfristig der einfachere Weg, langfristig führt er in die Depression.
Aufrüsten für die Vaterbegegnung

4. Männlicher Umgang mit dem eigenen Vaterwunde

Wenn Männer sich ihrem Vater zu früh stellen, ist das mit wenig Erfolg gekrönt.
Es besteht die Gefahr, zu einfach von der Übermacht des Vaters weggepustet zu werden.
Man hat den Vater mit einer gehörigen Portion Frust verlassen und all das hat über Jahre in unserem Herzen gegärt.
Entweder es kommt zu einem gewaltigen Schlagabtausch oder aber der Vater fährt seine altbewährten Abwehrmechanismen hoch und blockt das Ansinnen des Sohnes völlig ab.

Wir wissen oft so wenig von unserem Vater und haben deshalb so wenig Identität.
Aber dieser Vater hat ein Leben lang Versteck gespielt und will sich zunächst nicht in die Karten schauen lassen.
Insbesondere will er am Steuer sitzen, will also dem Sohn keinerlei Gesprächsführung zugestehen.

Dennoch gilt: Etwas über den Vater herauszufinden, vermittelt Identität.
So wie man Gott kennen lernen muss, damit etwas abfärbt von ihm, so muss man auch wieder Interesse an seinem eigenen Vater entwickeln.
Darum lohnt sich die Mühe langfristig durchaus.

Ziel ist es, ein möglichst realistisches Bild des Vaters zu zeichnen.
Das geht fast nicht alleine – der Untervaterte braucht andere Männer oder sogar einen Seelsorger, der ihm beim sortieren hilft.
Viele Aussagen des Vaters können codiert sein, um sich nicht direkt zu offenbaren.
Es geht darum einen fundierten Wissensvorsprung vor dem Vater aufzubauen.
Auf wagen Vermutungen lässt sich keine Sicherheit im Umgang mit dem Vater aufbauen.

Der zuhause wartende Vater hat natürlich seine Argumente bereitgelegt, wenn der Sohn nach Hause kommt. 
Er wird seine Burgmauern zunächst verteidigen wie ein Löwe.

Der Sohn muss die Mauern des Vaters unterlaufen.
Kommt der Sohn zu angriffslustig, wird der Vater eventuell schnell seine Geschütze auffahren und mit Kanonen auf Spatzen schießen.

Die folgenden Fragen können beim Vater-Sohn-Gespräch behilflich sein.
Viele Männer haben mit diesen Fragen schon einen Einstieg in die Wiederbelebung der Vaterbeziehung hinbekommen.
Viele zu junge Männer, die den Schritt auf ihren Vater wagten, wurden schwer enttäuscht oder sogar schwer verletzt wieder zurückgeschlagen.

Ein Mann aus einer Männergruppe, der seinen Vater über 15 Jahre nicht mehr sah, versuchte in die abgeschlossene Welt des Vaters höflich einzudringen.
Seine 11 und 13 Jahre alten Söhne hatten den Großvater noch nie gesehen.
Als er sich dann mit viel Anlauf ein Herz fasste und seinen Vater aufsuchte, traute er seinen Ohren kaum – er wurde bombardiert mit Zahlungsaufforderungen von angeblich offenen Rechnungen, die er für alles, was der Vater ihm schon mal Gutes getan hatte, gefälligst bezahlen sollte.
Das Abhängigkeitsverhältnis vom Sohn war auch in diesen 15 Jahren derart unverändert, dass er prompt völlig unüberlegt den dreistelligen Betrag bezahlte.
Erst beim dritten Anlauf war ein klein bisschen Wärme zu spüren.

Ohne Seelenarbeit passiert in unserem Herzen nichts – rein gar nichts.

Bist du bereit dich senden zu lassen?
Deine Vaterschaft liegt Gott dringend am Herzen.
Bring deine Vaterwunde Gott – der Vater aller Vaterschaft wird dich führen und sie transformieren.
Viele Vaterwunden aber können nicht geheilt werden – manchmal ist es gut nach einigen Anläufen aufzugeben und mehr Distanz zum Vater zu suchen.
Bei manchen Männern geht einfach zu viel Negatives vom Vater aus, dass man sich ruhig eine lange Pause gönnen sollte und später noch anzuklopfen!
Mach dich auf den Vaterschaftsweg – es liegen große Schätze darin verborgen.
Es gibt viele Möglichkeiten seine Wurzeln tiefer in den Vaterschaftsboden hineinzutreiben.

–    Vater-Kind-Lager (z.B.: FathersCamp)
–    Vaterschaftsheilungswochenenden
–    Seelsorge bei einem Männerseelsorger
–    Innere Heilungs-Seminare
–    Männer-Bergwochenenden
–    Männergruppen
–    Männerfreundschaften

LITERATURTEIL

Dan Schaffer, „Geistliche Väter“, CMT-Eigenverlag 2007
William F.Pollak: „Jungen – Was sie vermissen, was sie brauchen“, Beltz 2001
Frank Krause: „Männerdämmerung“ Glory-World-Medien 2010
Michael J. Diamond: „Söhne und Väter“, Brandes und Apsel 2010.
Steve Biddulph: „Männer auf der Suche“ – Sieben Schritte zur Befreiung“, Heyne 2003
CMT- Handbuch, Christliches Männertraining e.V. Celle 2010

ÜBUNGTEIL

Der Vaterbrief-Abend

Dauer: Den ganzen Abend

Viele Männer bekommen emotional nicht mit ihrem Vater hin.
Sie haben in den letzten Jahren oder Jahrzehnten nur über Autos, Sport oder Rasenmäher mit ihn gesprochen.
Dennoch wünscht das das innewohnende Jungenherz immer auch mehr Nähe zu ihm und ist gekränkt, wenn es dies nicht hinbekommt.

Jeder Mann bekommt einen schönen Briefbogen und setzt sich in eine Ecke und schreibt seinem Vater einen Brief.
Allein die Überschrift macht sehr vielen Männern größte Schwierigkeiten.
Was soll ich schreiben. „Lieber Vater“ bekommt man emotional nicht hin, „Mein Vater“, das weckt Widerspruch, „Hallo“ erscheint zu flapsig … .
Als Hilfe kann man bekannt geben, dass man schreiben soll; „Was ich Dir schon lange einmal sagen wollte“ und das man positiv beginnen sollte.
Insgesamt geht es darum ein ausgeglichenes Bild von seinem Vater zu zeichnen. 

Das verletzte Herz beschönigt entweder viel zu viel um hochkommende Schmerz zu vermeiden oder es rechtet übelst und unbarmherzig mit dem Vater ab.
Nicht wenige finden sich plötzlich entweder in tiefer Trauer oder in starken Aggressionen wieder und möchten fast zum Vatermörder werden.

FOLIENTEIL

Folien Seminar 1: siebte Abend