Jesus als Männertrainer

Jesus als Männer-Trainer

Jesu Lebensweise blieb bislang in der Geschichte der Mission recht unbedacht. Immer schon wollten Menschen diesem tollen Mann ähnlich werden und haben seine Worte versucht umzusetzen – sein Lebensstil blieb dabei außer Acht. Ihm ähnlicher werden, das reden, was er redete – alles das hat uns beschäftigt …. aber wie er lebte, blieb ausser Betracht.

Dabei ………..

Jesus lebte zölibatär – er war Single

Jesus umgab sich kontinuierlich mit Männer – und einigen Frauen zogen mit ihm

Jesus war viel unterwegs – er hatte kein Büro oder eine Niederlassung

Jesus hinterließ nichts schriftliches – kein Handbuch, keine Ordensregel, kein Buch

…. immer wieder in der Geschichte entdeckten Männer wohl dieses Geheimnis, die Katholischen gründeten irgendwann einen Orden, die evangelischen Männer eine Lebensgemeinschaft („Brüderbund“, „Chrisl. Verein junger Männer“ = CVJM-alte Bezeichnung, „Brüdergemeinde“ um Zinsendorf usw.)

Und … Jesus trainierte Männer das Evangelium zu leben – nicht nur davon zu reden. Er predigte nicht ständig und überließ die Umsetzung seinen Zuhörern – er sagt, komm´ und sieh.

Können wir heute Jesu 3-jähriges Männertraining mit seinen 12 Teilnehmer (Apostel) im Jahre 33 uns zum Vorbild nehmen für unsere Männerarbeit?

Können wir uns anmaßen Dinge so wie er zu tun, also auch Männer zu trainieren, die wie in Apg 17,6. beschrieben „den ganzen Erdkreis aufwiegeln“ ? Bestimmt fällt es uns schwer so ganz radikal zu leben – viele haben eben Familie, sind beruflich eingespannt, weil sie ein Haus abbezahlen müssen, haben Kinder, die Zuwendung brauchen. Dennoch gibt dieses Hang Jesu hin zu Männerarbeit uns nicht nur eine Denk – sondern auch eine Lebensaufgaben mit.

Wenn Jesus uns in Joh 14,12 „Werke wie er sie tat“ zusichert, brauchen wir diese enorme pädagogische Leistung, nämlich aus Fischern und Handwerkern Weltveränderer zu machen, nicht ausklammern. Zugegeben – Jesus selbst ist damals wie heute der Trainer, wir als CMT-ler rücken da bestimmt beiseite, können nur einen kleinen Abschnitt begleiten, aber trotzdem sollten wir unsere Arbeit seiner Arbeitsweise anpassen, denn sie war erfolgreicher als manches Gemeindemodell.

Zunächst schien auch Jesu Trainingsprogramm wenig erfolgreich zu sein. Jesus war ganz Mensch wie wir,, …

er seufzte über die Uneinsichtigkeit seiner Jünger (Joh. 14,9)

er bedauerte, daß sie so langsam verstehen (Matth. 16,14),

er wirft ihnen Unglaube vor (Matth 14,31).

Man könnte meinen in einer Männergruppe zu sein, wie schwer die Arbeit doch auch ihm fällt. Beachtlich welch Stellenwert später in den Aufzeichnungen der Bibel einräumt wird für einen einzigen Trainingsteilnehmer namens Simon Petrus – sein Name wird 172 mal genannt und welche Leidenschaft Jesus für diesen einen Mann hatte, beschämt mich als Gruppenleiter zutiefst.

Was Jesu Herz in den schweren Stunden am Kreuz aus meiner menschlicher Sicht vielleicht am meisten gebrochen hat, war wohl dies, dass sein Männer-Trainingserfolg nun endgültig vergeblich erschien.

Hatte er sich doch über 1000 Tage in 12 handverlesene Männer investiert und nur ein einziger, Johannes nämlich, war jetzt in seiner schwersten Stunde dabei. Ein anderer aus seiner Gruppe hatte ihn öffentlich verraten, wohl der größte Schmerz von einem Freund den man liebt dies zu erfahren. Und das nachdem kurz zuvor ihm alle Beistand versprachen. Mt 26,35: „Petrus spricht zu ihm: Selbst wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen. Ebenso sprachen auch alle Jünger.“ und nun versteckte man sich, traute sich über einen Monat nicht mehr auf die Strasse. Wo waren sie? Die Kreuzigung war öffentlich bekannt, keiner hatte den Termin aus Versehen verschwitzt.

Jesus am Kreuz verstand diese nonverbale Botschaft an ihn. Jesus musste seine Männergruppe menschlich enttäuschen, konnte ihre Hoffnungen nicht so erfüllen, wie sie sich es wünschten und das tut einem liebenden Menschen weh, sehr weh.

Welche göttliche Bestimmung, welches „Schulungs-Design“ stand da dahinter. Wie konnte Jesus dennoch an Erfolg glauben – seine Männerarbeit musste doch funktionieren, es gab keine Nachbesserungsmöglichkeit für Jesus. Hatte sein Training nicht gegriffen würde die Welt nie erfahren was da tatsächlich geschah.

Schon während der Ausbildung kamen den Jüngern Zweifel an der Art und Weise, wie er auf sie einwirkte.

Mk 10,28: „Petrus begann und sagte zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.“ Jesus tat diese Frage etwas allgemeingültig ab und vertröstet auf die Zukunft.

Lk 18,29: „Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlassen hat um des Reiches Gottes willen,……“

Hier wird sein Schulungsprogramm deutlich:

  1. Er ruft sie weg von ihrer Arbeit,– er nimmt ihnen die Sicherheit eines sicheren Arbeitsplatzes im Wirtschaftssystem

Mk 1,17: „Und Jesus sprach zu ihnen: Kommt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen“

Mt 4,22: „Sie aber verließen sogleich das Boot und ihren Vater und folgten ihm nach.“

Jak 4,4: „…wisst ihr nicht, daß die Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott ist ? Wer nun ein Freund der

Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes.“

  1. 2.Er ruft sie weg aus ihrer Familienstrukturen– er nimmt ihnen die Sicherheit im Verwandtschaftssystem

Mt 12,50: „Denn wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.“

Mk 6,3 :“ Und sie ärgerten sich an ihm.

Markus 3,21: „Und als seine Angehörigen es hörten, gingen sie los, um ihn zu greifen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen.“

  1. Er zerstört ihr Vertrauen in das fromme System– nimmt ihnen den Verlass auf Organisation und auch auf Geistliche Leiter.

Math 24.2: „Seht ihr nicht dies alles? Wahrlich, ich sage euch: Hier wird nicht ein Stein auf dem anderen gelassen werden, der nicht abgebrochen werden wird.“

Mt 23,15: „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler……“

Jesus verspürte am eigenen Leib wie sehr zunächst angenehme bergende gute Systeme echten Verlass auf Gott verhindern.

Joh 7,5: „ Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.“

Mk 6,5: „Und er konnte dort kein Wunderwerk tun, außer dass er wenigen Schwachen die Hände auflegte und sie heilte.“

Darum „entleerte“ er seine Jünger davon rigoros. Drei ganze Jahre keine Mama, überhaupt keine liebenden Frauenhände, keinen Sex, keine gescheite Arbeit, immer wechselnde Außenbeziehungen aber dafür viel Gemeinschaft mit unfertigen Männern ! Das muss mal einer durchhalten! Zuwendung nur von Jesus selbst – asketisch.

Und dann plötzlich nach 40 Tage nach seinem Tod öffnet sich der Himmel. Erst als sie ganz leer waren konnte der Heilige Geist ihr Herz ganz erfüllen. Der heilige Geist will nicht nur ein wenig aufgesetzt werden auf falsche Sicherheiten, so als nette Garnierung eines weltnahen Lebensstiles sozusagen (wie wir das oft gelehrt bekommen), sondern tief empfangen werden in einem leeren Gefäß. Es leer zu kriegen scheint zeitaufwendiger als es zu füllen.

Und sieh mal einer an, total verändert stehen sie plötzlich auf und kennen keine Furcht, sind enorm beziehungsfähig, leisten wild sich Beistand und alle schütteln entsetzt den Kopf, was daraus schlagartig wurde.

Apg 2,14: „Petrus aber stand auf mit den Elfen, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Männer von Judäa und ihr alle, die ihr zu Jerusalem wohnt, dies sei euch kund, und hört auf meine Worte! Ihr habt Jesus ge……… „

Das ganze Trainingsprogramm war keinesfalls überflüssig aber es griff erst, als der heilige Geist ausgegossen war und darum die Jünger in Augen Gottes schauen konnten.

Da konnten sie erst wahrnehmen, was nach den Trainingseinheiten aus ihnen geworden war. Vermutlich verändert nicht der heilige Geist den Charakter schlagartig, dann bräuchten wir ja keine Heiligung mehr, er öffnet uns nur die Augen, dass wir ins Angesicht Gottes blicken können und dadurch schlagartig verändert sind.

Bei Jesus war das nicht anders. Sein warmherziger Vater, seine kämpferische Mutter, seine 5 Brüder, seine Zimmermanns-lehre zuhause ….alles war Vorbereitung auf die Stunde X wo der Himmel sich auftat und der heilige Geist in Form einer Taube herauskommen konnte um Jesus die Augen und Ohren zu öffnen.

Matth 3,17 Und siehe, eine Stimme kam aus den Himmeln, welche spricht: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“

Nun war Jesus initiiert, nun begann sein Wirken, jetzt wo er seine Identität sehen konnte, ging alles erst richtig los. Aber immer wieder war in Jesu Leben eine Wiederholung da, war beides da – Entsagung an die Welt und Offenbarung von oben.

Lasst uns im Männertraining beides nicht vergessen. Einerseits müssen wir uns wie Jesus „entäußern lernen“, Knechtsgestalt annehmen lernen `sozusagen, anderseits aber versuchen den Himmel über jemand ein wenig zu öffnen damit da ein Göttlicher Vater wieder zu einem Mann sagen kann, heh, auch du bist mein geliebter Sohn.

Aber lasst uns Gottes Liebe nicht so billig „verkaufen“ wie andere, denn jeder tiefen geistlichen Erfahrung geht auch ein Mk 8,34 voraus:„Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach.“

Hans-Peter Rösch, 2008